Mitten in der Pandemie haben Claas Blume und Thomas Vorsatz den Mut aufgebracht, Clous zu gründen. Seitdem sind sie dabei, die Zukunft des Engineerings zu gestalten. Claas Blume, CEO und Mitbegründer von Clous, erzählt uns, wie die Pandemie ihre Arbeit beeinflusst hat, was es braucht, um ein starkes Team aufzubauen, und welche Bedeutung die Zusammenarbeit mit dem Business Angel Club Berlin Brandenburg für sie hat.
First things first, wie spricht man euren Namen richtig aus?
“Klaus”. Das kommt von dem Ingenieur Klaus und der Cloud und daraus haben wir dann Clous gemacht.
Wie würdest du in einem Satz Clous beschreiben?
Clous hat die Mission, Ingenieur*innen von repetitiven Aufgaben zu befreien.
Wie macht ihr das?
Unsere Technologie besteht aus drei Hauptkomponenten: einem No-Code-Editor zur Workflow-Erstellung, einer Cloud-Plattform zur Automatisierung dieser Workflows und einer Überwachungssoftware für Transparenz.
Die Idee entstand, als wir als Wissenschaftler am Fraunhofer-Institut für Produktionsanlagen und Produktionstechnik arbeiteten und Unternehmen nach effizienten Lösungen für das Engineering suchten. Wir erkannten, dass sich die Arbeitsweise im Engineering seit den 80er Jahren kaum verändert hat und ineffizient war. Große Unternehmen haben Ressourcen, um Workflows zu optimieren, aber der Mittelstand konnte sich das nicht leisten. Unsere Lösung setzt den Fokus auf Benutzerfreundlichkeit und ermöglicht Ingenieur*innen, ihre Arbeit ohne komplexe Schulungen zu automatisieren.
Ihr habt das Startup mitten in der Pandemie gegründet. Gibt es ein Learning, das du aus dieser Zeit mitgenommen hast?
Ich habe natürlich den Vergleich nicht. Zwei Monate, nachdem wir in unser Büro gezogen sind, kam der erste Lockdown. Wir hatten zu dem Zeitpunkt noch kein Geld für Möbel und haben die Tische und Stühle unserer Bürogemeinschaft benutzt. Wir haben buchstäblich auf der Bananenkiste angefangen. Deshalb hielt sich der Trennungsschmerz in Grenzen.
Wir haben aber einiges Positives daraus ziehen können. Wir haben dadurch von Anfang an gelernt, remote miteinander zu arbeiten.
Diese Fähigkeit half uns vor allem in den ersten beiden Finanzierungsrunden, da diese, vor allem im Zusammenhang mit BACB, ausschließlich remote durchgeführt wurden. So habe ich manche Angels erstmals nach zwei bis drei Jahren persönlich getroffen und sonst immer nur über den Bildschirm. Das hat sehr gut funktioniert.
Ein weiterer Vorteil, den wir erkannt haben, betrifft unseren Vertrieb. Unser Produkt erfordert viel Bildungsaufwand. Schon in unserer Planung haben wir berücksichtigt, dass einer von uns, in diesem Fall ich, viel Zeit außerhalb des Büros verbringt und persönlich mit Unternehmen vor Ort ist. Die Remote-Work hat unseren Vertrieb erleichtert, da wir schneller mehr Gespräche führen konnten, auch wenn sie aufgrund der digitalen Ebene nicht genauso persönlich waren, wie in Real-Life.Tatsächlich haben wir hierbei viele Vorteile gesehen, die wir nutzen konnten.
Auf der negativen Seite wurden in den Unternehmen zunächst die Budgets für Neuanschaffungen und Innovationen eingefroren, was unser erstes Jahr sehr schwierig gestaltete. Dennoch konnten wir Unternehmen überzeugen und bezahlte Pilotprojekte durchführen, was wiederum für unsere Cloud-Lösung spricht.
Du hast es gerade angesprochen, ihr arbeitet mit dem Remote-First Ansatz. Wie war es für dich, eine Teamkultur zu entwickeln?
Ein wichtiger Punkt für mich war von Anfang an, eine Arbeitsumgebung zu schaffen, in der sich die Menschen wohlfühlen. Ich sage nicht, dass wir hier eine Familie sind, sondern wir sind hier im professionellen Kontext. Arbeit ist Arbeit, aber sie sollte nicht als Last empfunden werden. Und da ist es mir enorm wichtig, einen Raum zu schaffen, damit die Leute gerne zur Arbeit kommen. Es soll nicht dieses “Fuck, morgen ist wieder Montag und ich muss dahin”- Feeling aufkommen. Das heißt natürlich viel zuhören. Unser Teamgefühl wird durch einen ständigen Chat unterstützt, der wie eine Kaffeeküche funktioniert. Hier kann jeder nach Belieben teilnehmen und sich integrieren, verpflichtend ist es aber nicht.
Darüber hinaus organisieren wir monatliche Teamevents und größere Veranstaltungen, bei denen das soziale Miteinander im Vordergrund steht. Alles ist freiwillig, da wir jedem die Freiheit lassen, wie er arbeiten und soziale Kontakte knüpfen möchte. Zudem führe ich einmal im Monat mit jedem Mitarbeitenden eine halbe Stunde ein one on one Gespräch. So weiß ich, trotz der Remote-Work, wie es allen geht. Wir haben sogar intern einen Workshop durchgeführt, um herauszufinden, wie unsere Mitarbeiterenden Clous sehen und was sie persönlich aus ihrer Arbeit hier herausholen möchten. Interessanterweise hat sich gezeigt, dass es nicht nur um finanzielle Belohnungen geht, sondern auch um das gemeinsame Arbeiten, das Schaffen von Neuem und die Freiheiten – Stichwort “New Work”.
Trotz der Höhen und Tiefen eines Startups haben wir ein sehr stabiles Team. Wir haben praktisch keine Fluktuation, und unsere neuen Mitarbeiter haben uns versichert, dass sie noch nie eine so großartige Arbeitsumgebung erlebt haben und dass dies der beste Job ist, den sie je hatten.
Dann jetzt zu der ganz klassischen Frage: Wie seid ihr damals auf den BACB gekommen?
Bei BACB habe ich uns beworben. Ich erinnere mich auch noch daran, dass ich bei meinem Pitch alleine in so einem kleinen Besprechungsraum hier saß. Kurz danach erhielt ich dann die Rückmeldung, dass das Gespräch fortgeführt werden sollte und so kam dann eins zum anderen.
Also der ganz direkte Weg. Was ist allgemein euer Vorgehen, um Partner*innen zu finden? Und welche Tipps hast du an angehende Gründende?
Meine Devise ist folgende: Ein Startup entwickelt man nicht alleine im Keller, sondern man muss rausgehen. Man muss mit den Leuten sprechen. Wir hatten nach der Gründung eine Idee, aber noch kein richtiges Produkt. Es hat mich etwas Übung und Überwindung gekostet, aber ich habe deshalb potenzielle Kund*innen angerufen, um mit ihnen darüber zu sprechen, ob unsere Idee etwas für sie ist oder nicht.
Ähnlich ist es auch bei den Pitches jetzt. Feedback ist enorm wichtig.
Im Grunde habe ich nach jedem Pitch, den ich gehalten habe, versucht, die gestellten Fragen bereits in meine Präsentation mit einzuarbeiten. Denn aus meiner Erfahrung ist es das Schlimmste beim Pitch, wenn eine Frage gestellt wird, auf die man keine Antwort hat. Investierende möchten sicherstellen, dass alles gut durchdacht ist. Es muss nicht behauptet werden, dass man für alles eine Lösung hat, aber zumindest sollte man zeigen, dass man alles grundlegend überdacht hat. Am Anfang war dies sicherlich eine lehrreiche Erfahrung für mich.
Was bedeutet die Zusammenarbeit mit den Angels für euch und wie sieht sie praktisch aus?
Zum einen bedeutet es, jemanden zu haben, der versteht, was man macht und der inhaltlich unterstützen kann, aber auf der anderen Seite natürlich auch das nötige Geld gibt, damit man daran weiter arbeiten kann. Mit Rocco, Stefan und Martin, haben wir drei Angels, die sich sehr, sehr intensiv um uns gekümmert haben. Die uns unterstützen und sehr tief und eng mit uns zusammenarbeiten. Jeder Founder kann sich freuen, solche Angels an Bord zu haben.
Zu der Zusammenarbeit: Einmal im Monat veranstalten wir unsere „Monthly Office Hour“, zu der wir einen Bericht verschicken. Bei dieser Gelegenheit sind alle Gesellschafter*innen herzlich eingeladen, Fragen zu stellen und sich aktiv einzubringen. In unserem täglichen Umgang, insbesondere wenn ich Fragen habe, steht der persönliche Kontakt im Vordergrund. Dort kann ich direkt Fragen stellen und erhalte Unterstützung, insbesondere bei der Vorbereitung von Verträgen und der Seed-Finanzierung. Diese Unterstützung kann aktiv angefordert werden, jedoch wird sie nicht von außen aufgedrängt. Wir schätzen es sehr, dass dies eher eine reaktive Unterstützung ist, es sei denn, es wird speziell angefordert.
Wie geht es in Zukunft mit Clous weiter?
Bisher war es eine Herausforderung, unser Produkt als Ganzes zu vermitteln und zu verkaufen. Jetzt bringen wir ein völlig neues Produkt auf den Markt, das jedoch aus derselben Vision stammt: die Automatisierung repetitiver Aufgaben im Ingenieurwesen. Unser Fokus liegt nicht mehr darauf, den Konstrukteur oder die Konstrukteurin in die Lage zu versetzen, ihren Workload zu automatisieren, sondern auf den technischen Vertriebsmitarbeitenden. Das Ziel ist es, dass Angebote innerhalb von Stunden anstelle von Wochen erstellt werden können. So können mehr Angebote verschickt und mehr Umsatz generiert werden. Und alle Beteiligten profitieren davon.
Vielen Dank für das kurzweilige Interview. Wir wünschen Clous viel Erfolg beim Umsetzen ihrer Visionen.
Mehr Infos zu Clous und dem Team findet ihr hier: https://www.clous.io
Fotos: Clous