POV PORTFOLIO STARTUP II - Vom Katzenklo zum Raumgarten - Unser Portfolio-Startup OUR GREENERY im Interview

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POV PORTFOLIO STARTUP II – Vom Katzenklo zum Raumgarten. Unser Portfolio Startup OUR GREENERY im Interview.

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Jeden Donnerstag kocht das Team von Our Greenery zusammen. Natürlich mit Zutaten aus dem eigenen Raumgarten. Wir dürfen heute dabei sein.

Während des Essens wird eins sofort klar: Das Team kann nicht nur super kochen, sie halten auch zusammen und sind alle von ihrer Mission überzeugt. Mit Hilfe ihrer Tisch- und Raumgärten wollen sie nachhaltige Lebensmittelproduktion stylisch machen. 

Die Idee für Our Greenery kam Daniel Bosman eines Nachts. Zu dieser Zeit betreute er ein Startup in Schweden, das sich mit nachhaltigem Lebensmittelanbau beschäftigte. „Ich dachte darüber nach, dass es eine coole Möglichkeit ist, Gewohnheiten zu entwickeln und sich letztendlich mit dem Anbau von Lebensmitteln vertraut zu machen.“ Aber es geht auch um den Impact. Und dann kam mir nachts die Idee, dass man Lebensmittel auch in Schubladen anbauen kann.“ Nur ein Jahr später gründete er zusammen mit seinem Bruder Flo „Our Greenery“.

Was genau hinter der Idee steckt, welche Tipps Daniel für andere Gründer*innen hat und wie die Zusammenarbeit mit dem BACB für ihn ist, verrät er mir nach dem Essen. Für das Interview besuchen wir ein Café ganz in der Nähe des Offices. Der Gründer ist hier bekannt. Kein Wunder – direkt im Eingang steht ein Raumgarten.

Was ist eure Mission mit Our Greenery?

Our Greenery steht für die notwendige Veränderung, die wir brauchen, um unsere Lebensmittelproduktion nachhaltiger zu gestalten. Die Leute glauben halt einfach, dass es ein Nice-to-have ist, aber wir haben mit dem Tisch- und dem Raumgarten eine nachhaltige Lösung gefunden, die so energieeffizient ist, wie es auf dem Markt bisher noch nicht möglich war. Dadurch können wir Lebensmittel in neuer Quantität und Qualität produzieren – alles Bausteine für eine skalierte, verbesserte und nachhaltige Lebensmittelproduktion. Wir sind quasi das Puzzlestück für diese nachhaltige Lösung und damit kein nice-to-have, sondern ein must-have-Produkt für alle, die Lebensmittel selbst zu Hause, organisch und nachhaltig anbauen möchten.

Du hattest die Idee, dass Lebensmittel auch in Schubladen wachsen können. Wie ist der Raumgarten entstanden?

Wir haben einfach angefangen, einen Korpus zu bauen – als erste Pflanzenwanne nutzten wir ein abgeschnittenes Katzenklo. Natürlich neu und unbenutzt! Das war dann schon ganz cool.  Unser erster Investor hat tatsächlich auf Grundlage dieser Zeichnung vom Raumgarten investiert.

Wie funktionieren eure Gärten?

Der Tischgarten lässt sich innerhalb von 30 Sekunden superleicht ansetzten. Als Medium und Wasserspeicher nutzt man Zellulose aus upgecyceltem Papier, gibt Wasser dazu, 400 ml in diese Schale vom Tischgarten, bestreut es mit Saatgut und deckt es für zwei Tage mit dem Deckel ab. Fünf Tage später ist alles ausgewachsen – ohne einmal zu gießen, ohne irgend etwas anderes zu tun. Es muss nicht in der Sonne – sollte auch nicht in der Sonne – sondern kann überall stehen. Und schon kann geerntet werden.

Der Raumgarten, der übrigens komplett in der EU produziert wird, ist zwar deutlich komplexer, aber die einzelnen Elemente sind sehr ähnlich. Das Konzept des Raumgartens habe ich so entwickelt, dass er mit unseren Samen und einem Qualitätsversprechen genutzt werden kann, aber eben auch mit eigenem Saatgut und eigenem System. Darauf bin ich sehr stolz. Erst letzte Woche haben wir ein Krankenhaus als Kunden gewonnen. Sie möchten sehen, welche Heilpflanzen sie anbauen können. Ein italienisches Restaurant wiederum baut Basilikum und Rucola an. Doch auch Familien zählen zu unserer Kundschaft. Ein Architekt, mit dem ich gestern erst sprach, möchte den Raumgarten in der Lobby eines Gebäudes nutzen, um dort ganz spezifische Kräuter und Blumen anzubauen, damit der Raumgarten einen Duft erzeugt, der das ganze Jahr über gleich bleibt und dem Gebäude eine Signaturnote verleiht. Ich finde das großartig. Das ist das, wofür der Raumgarten steht. Er ist nicht nur auf einen bestimmten Bereich fokussiert, sondern schafft viele Anwendungsfälle.

Du meintest eure Gärten werden komplett in der EU produziert?

Genau für den Raumgarten produzieren wir alles innerhalb der EU. Die Tischgärten kommen tatsächlich aus der Ukraine. 

Das ist ja aktuell vermutlich schwierig, oder?

Genau, ja. Wir hatten eine lange Diskussion mit unseren Investoren, ob wir einen Zweitstandort suchen. Aber das Ding ist halt einfach, dass wir der Ukraine treu bleiben wollen. Wir haben jetzt vor zwei Tagen eine weitere Lieferung bekommen und das klappt alles, es dauert manchmal etwas länger – wie zum Beispiel in der Papierfabrik, da ist tatsächlich eine Rakete reingeflogen – aber sie kriegen das dann irgendwie hin und die Qualität ist gut. Natürlich bleiben wir ihnen treu.

Ihr habt in Wildau gegründet. Wieso dort und nicht in Berlin? 

Flo und ich sind ja Berliner, aber wir haben am Technologie Standort Wildau in Brandenburg gegründet, weil du da eine echt coole Zusammenstellung an krassen Unternehmen hast. Du hast das Frauenhoferinstitut, du hast das Technologie Gründerzentrum (TGZ) und die TH Wildau ist auch wirklich eine gute technische Hochschule. Diese drei haben uns alle gut unterstützt in der Entwicklung. Jetzt sind wir natürlich für Marketing und Sales wieder in Berlin aktiv, aber wir sind offiziell ein Brandenburger Startup.

Wie habt ihr den BACB kennengelernt?

Olaf, unser erster Investor, kannte den BACB und meinte, wir sollten mal auf euch zu gehen. Am Ende war es Markus Zeh, der einen Call mit Sebastian organisiert hat. Und das war im Nachhinein total witzig, weil Sebastian uns zunächst als Konkurrenz zu Berlin Green gesehen hat. Später haben wir ja dann die Wildcard und den PitchingDay im Dezember gewonnen. Wir sind, glaube ich, das erste Startup, das die Wildcard gewonnen und dann beim PitchingDay auch gewonnen hat. Das hat uns natürlich schon sehr gefreut.  Ich war auf jeden Fall ganz schön aufgeregt. Ich mag es ja selber nicht so sehr auf der Bühne zu stehen.

Was wären deine Tipps an junge Gründer*innen – gerade auch wenn du sagt, dass du selbst nicht so gerne auf der Bühne stehst? Wie übersteht man so einen Pitch und wie überzeugt man die InvestorInnen am Ende?

Ja, gute Frage – ich weiß auch nicht, wie mir das immer gelingt. 

Hast du ein Ritual oder irgendetwas, das dir hilft?

Beim PitchingDay war ich, kurz bevor ich aufgerufen wurde, auf einmal so nervös, dass ich fast geflüchtet wäre. Ich bin aufgestanden und habe vor mich hin gesagt: „Ich schaffe das nicht.“ Gerade als ich nach rechts gehen wollte, fragte mich unsere CMO Katharina, was ich gesagt habe. Ich habe sie angeschaut, sagte „Nichts“ und bin dann direkt auf die Bühne zu Sebastian gegangen. Die anderen glauben mir immer nicht, dass ich so nervös bin. Sie sagen immer: „Ach, du machst das doch alles so locker.“ Aber ja, ich muss zugeben, dass ich schon ein bisschen Stage-fright habe. 

Hmm, was würde ich für Tipps geben? Also ich glaube, das Wichtigste ist, dass man sich gut vorbereitet. Das ist natürlich ein No-Brainer. Ich schaue mir meine Pitches, bevor ich auf die Bühne gehe, wirklich zehn- bis zwanzigmal an. Und ich denke vorher auch intensiv darüber nach, was ich eigentlich hier heute mitbringe. Es geht nicht nur darum, dass ich auf der Bühne stehe und meine Firma präsentiere, sondern auch darum, was ich den Menschen, die hier sind, eigentlich geben möchte. Viele kennen die Probleme nicht, die wir in der Lebensmittelproduktion haben. Also versuche ich, mehr Wissen und ein besseres Verständnis für diese Themen zu vermitteln. Ich möchte mich wirklich mit den Menschen verbinden. Das hilft oft, die Nervosität ein wenig loszuwerden. Letztendlich ist es wichtig, von seinem eigenen Produkt und der Mission dahinter überzeugt zu sein.

Was würdest du sagen? Was sollten Startups beachten, wenn sie sich beim BACB oder ähnlichen Funding-Programmen bewerben?

Zuerst würde ich immer den Kontakt zu den Menschen suchen. Mit Sebastian, mit Daniel, mit Phil. Ich würde immer erst Mal zwei, drei Gespräche führen. Denn selbst, wenn es mit dem BACB nicht matched, können sie Feedback geben oder andere Programme empfehlen.

Womit habt ihr deiner Meinung nach unsere Angel überzeugt zu investieren?

Ich glaube, einer der Angels stand ganz lange mit mir vor dem Produkt und hat einfach gesehen, wie weit wir sind. Wir haben bereits Produkte am Markt und diese werden auch schon benutzt. Und ich glaube, dass das der große Unterschied ist. 

Das ist als Hardware Startup eben so: es ist ganz lange schwierig, aber dann steht auf einmal das Produkt und alle sagen – okay, ja, das kann ich greifen. Ich glaube, das hat sie überzeugt – Unser Produkt. 

Und wie verläuft die Zusammenarbeit? 

Ich glaube, es ist mir gelungen, einen Gesellschafterkreis aufzustellen, der extrem gut zu unseren Fähigkeiten passt. Jeder unserer Angels bringt viel Fachwissen, Netzwerk und Engagement mit. Jeder ist ein wichtiges Puzzlestück. Bei uns hat niemand einfach nur sein Geld geparkt und hofft, dass es sich vermehrt. Alle sind wirklich proaktiv und sehr unterstützend.

Was ist der nächste Step für OurGreenery – was wollt ihr in der Zukunft noch machen?

Das Allerwichtigste ist jetzt, den Raumgarten auf den Markt zu bringen und möglichst viele Menschen dazu zu bewegen, sich nachhaltiger und gesünder zu ernähren. Das wird für eine ganze Weile unsere Hauptaufgabe für 2023 sein. Es geht um Qualitätssicherung, skalierbare Produktion, Kostenoptimierung in der Produktion und Optimierung der Lieferketten. Das sind die klassischen Aufgaben, die für ein Hardware-Startup anstehen. Sounds boring but it’s exciting. 

Danach gibt es mehrere Wege. Zum einen wollen wir Modularität erreichen. Wenn du beispielsweise ein Restaurantbesitzer bist und eine 3x4m-Wand komplett mit Salaten begrünen möchtest, kannst du das in Zukunft mit uns machen. Es wird auch darum gehen, dass wir das umsetzen, wofür wir ins Rennen gestartet sind – die Entwicklung einer Software mit einer App. Die App wird nicht nur zu den Gärten gehören, sondern wirklich dein Partner für ein gesundes Wohlbefinden werden. Wir haben auf jeden Fall eine Menge vor. Jetzt ist es wichtig, dass das Produkt steht. Der Rest wird Schritt für Schritt kommen.

Vielen Dank an Daniel Bosman, CEO von OUR GREENERY, für das interessante und inspirierende Interview. Wir wünschen viel Erfolg bei der Umsetzung der Ziele und Verbreitung der Mission sowie ein florierendes Geschäft.

Text: Kira Münsterberg (BACB) | Fotos: Kira Münsterberg & OUR GREENERY

Autor: bacb