POV PORTFOLIO STARTUP I - Von Rockmusik zu Roboter - Unser Portfolio-Startup Bearcover im Interview

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POV PORTFOLIO STARTUP I – Von Rockmusik zu Roboter – für die Rettung in Not. Unser Portfolio Startup Bearcover im Interview.

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Daniel Flyinn, Ben Duffy und Fernando Germán Torales Chrome haben zusammen einen Roboter entwickelt, der Pflegekräfte in Altersheimen bei ihrer Nachtschicht entlasten soll. Inzwischen gibt es Bearcover seit 3 Jahren. Sie haben bereits eine erste Finanzierungsrunde beim BACB erfolgreich abgeschlossen, waren bei der Höhle der Löwen und arbeiten mit 6 zentralen Einrichtungen zusammen. Zeit für ein Gespräch mit den Gründern.

Das Interview mit Daniel Flynn (links im Bild), dem CEO und Chief Product Officer von Bearcover findet im MotionLab statt. Um uns herum herrscht reges Treiben. Bei einem Kaffee erzählt Daniel von seinen Erfahrungen als Gründer und verrät uns, wie für ihn die Arbeit mit dem BACB ist.

Wie beschreibst du Anderen, was ihr bei Bearcover macht?

Unser Hauptziel ist es, nächtliche Stürze in Pflegeheimen zu reduzieren. Dafür entwickeln wir robotische Pflegeassistenten, die durch Wände sehen können. Wir entwerfen und bauen Roboter, die wir dann an Pflegeheime vermieten, um deren Personal in der Nacht zu unterstützen. In Pflegeheimen, sowie im gesamten Gesundheitswesen, herrscht grundsätzlich ein Personalmangel, der sich in den nächsten Jahren noch verschärfen wird. Unsere Geräte ermöglichen es den Pflegekräften, in der Nacht nach den Bewohnern zu sehen, ohne dass sie Geräte in den Zimmern installieren oder die Zimmer betreten müssen. Wir sind mitten in der Pandemie in Berlin angekommen. Es war ganz schön verrückt, während dieser Zeit in allen Einrichtungen.Trotzdem konnten wir mehrere Nächte in einem Heim verbringen, um an Oscar, unserem Roboter, zu arbeiten und einen direkten Austausch mit den Pflegekräften zu haben. Das war uns sehr wichtig, denn sie sind es, die wir unterstützen möchten.

Was bedeutet euer Name “Bearcover”?

Oh, also das ist eigentlich ganz einfach. Wir sind nach Berlin gekommen, um Bearcover aufzubauen, und das Tier der Stadt ist der Bär. Im Englischen hat der Name eine doppelte Bedeutung. „Bear“ kann sowohl das Tier als auch „eine schwere Last tragen“ bedeuten. Daher haben wir uns für den Namen „Bearcover“ entschieden, was so viel bedeutet wie „eine Schicht abdecken“. Die Idee dahinter war, ein Werkzeug zu entwickeln, das den diensthabenden Pflegenden einen Teil der Last abnimmt und ihnen hilft, ihre Schichten und die Bewohner zu betreuen. 

Euer Roboter heißt Oscar. Wie seid ihr auf den Namen gekommen? 

Der Name ist eine Hommage an Fernandos Vater, der Arzt ist und Oscar heißt. Oscar ist ein schöner Name, weil er in jeder Sprache existiert. Lustigerweise geben die meisten Pflegeheime dem Roboter selbst einen Namen. Ein Pflegeheim hat ihren Roboter zum Beispiel Günther genannt. Zudem fingen zwei unserer Teammitglieder, Robert und Mark, damit an, jedem Roboter einen geschlechtsneutralen Namen zu geben.

Welche Technologie steckt in ihm?

Zum einen sind unsere Roboter autonom mobil. Er ist also in der Lage, sich selbständig in einem Gebiet zu bewegen, ähnlich wie autonome Fahrzeuge. Hierfür verwenden wir Sensordaten. Eine weitere Kerntechnologie, die wir nutzen, sind Radardaten. Mit Hilfe verschiedener Radartechnologien schaffen wir es, dass der Roboter vor der Tür anhält, von links nach rechts fährt und alle zehn Zentimeter scannt. Außerdem können wir nicht nur durch ihn die Objekte im Raum sehen, sondern auch erkennen, welches große Objekt atmet. Und das ist schon ziemlich cool.

Ihr habt bereits mehrmals an unserem PitchingDay teilgenommen. Das letzte Mal im Juni 2023. Letztes Jahr konntet ihr sogar einige unserer Angels für euch und ein Investment begeistern. Wie seid ihr auf den BACB gekommen?

Bevor Daniel Flynn antwortet, beginnt er zu schmunzeln. 

Ich glaube, ich habe Sebastian Schwenke auf einer Veranstaltung getroffen und habe ihn einfach angesprochen, weil er alle anderen überragte. Später haben wir uns immer wieder auf Veranstaltungen getroffen. Ich glaube, ich habe ihn ein wenig genervt. Wir waren gerade frisch aus dem EXIST raus und auf der Suche nach einem Angel Netzwerk. Irgendwann meinte ich zu ihm, dass wir pitchen wollen, also haben wir uns beworben und kamen so zum Pitching Day und dann, ja, ist alles von da an einfach passiert.

Letztendlich haben damals 3 unserer BACB Angels in euch investiert. Hast du Tipps für andere Gründer*innen, wie sie Investor*innen überzeugen können?

Als ich nach dem Pitch mit den Angels in Kontakt kam, wusste ich, dass Interesse bestand und dass die Leute motiviert waren, aber sie warteten darauf, dass jemand den Anstoß gibt. Also bin ich einfach reingesprungen und habe diesen Anstoß gegeben. Viele Start-ups machen sich Sorgen, ob sie zu aufdringlich sind oder eben nicht genug. Aber meiner Meinung nach geht es bei der Zusammenarbeit mit Angels immer um die persönliche Verbindung und vor allem um eine emotionale Entscheidung. Sie wollen von dem Produkt begeistert sein. Das hilft immer. Aber sie wollen auch sehen, dass du eine verantwortungsbewusste und zuverlässige Person bist. Sie wollen merken, dass du die Dinge erledigst und dass sie in dich und deine Technologie investieren können, um Probleme zu lösen. Es war wichtig für sie mitzubekommen, dass ich während des gesamten Prozesses präsent war und ihn geleitet habe. Mein Tipp ist also, regelmäßige Updates, Berichte und E-Mail-Updates zu geben, damit sie das Gefühl haben, dass sie in ein Unternehmen investiert haben, das wirklich funktioniert. Keiner unserer Angels würde jemals denken: „Oh Gott, die Leute hinter den Kulissen tun nichts.“

Plötzlich bekommen wir Besuch. Ein kleiner Dackel läuft zielstrebig auf Daniel zu und holt sich eine Kuscheleinheit ab. Ein Statement wollte der süße Vierbeiner nicht abgeben. Dafür verrät uns Daniel noch, wie er sich auf einen Pitch vorbereitet. 

Als Erstes schaue ich, wie lange der Pitch sein darf und passe meinen Text entsprechend an. Und dann beginne ich damit zu einem bestimmten Song, der das gewünschte Tempo, aber keinen Text hat, zu pitchen. De dum de…so in dem Tempo Und dann wechsle ich mit der Zeit von Songs ohne Text zu Songs mit Text. Denn wenn du einen Pitch machen kannst, während dir ein Text in deiner Sprache in den Kopf kommt, kannst du wahrscheinlich ziemlich gut mit Ablenkungen umgehen. Die letzte Stufe ist es, den Pitch bei random Slides zu beginnen. Denn wenn du deinen Pitch mit zufälligen Folien beginnen kannst, kannst du dich von allen Problemen erholen, die während des Pitches auftreten könnten. 

Ihr wart bei der Höhle der Löwen und obwohl alle Investor*innen von Oscar begeistert waren, habt ihr keinen Deal bekommen. Was hat das mit euch als Team gemacht?

Die Folge wurde fast ein Jahr nach dem Aufzeichnen gezeigt. Wir hatten uns schon Sorgen gemacht, dass sie gar nicht mehr gezeigt wird. Ben und ich konnten damals noch kein Deutsch, wir haben den Pitch auswendig gelernt und Fernando hat uns mit seinen Deutschkenntnissen durch den Rest getragen. Wir ziehen uns als Team gerne auf und haben natürlich alle zusammen die Sendung angeschaut. Wir bekamen viele Anfragen und positives Feedback danach. Die Investor*innen waren super nett. Aber das Lustigste war, dass Ben, mein Mitgründer, untertitelt wurde. Wenn man sich also die Sendung anschaut, haben sie weder mich noch Fernando untertitelt, sondern Ben, was schon sehr lustig ist!

Was ist deiner Meinung nach der große Vorteil, wenn man Business Angels als Investierende hat?

Unser Produkt ist sehr komplex, sehr technisch und dafür braucht man Business Angels, die wirklich an einen glauben, die helfen können, einen zu lenken, die helfen können, einem Leute vorzustellen und andere Business Angels dafür zu begeistern, was man mit seiner Technologie macht. Viele Kapitalgeber kommen erst ins Spiel, wenn das Produkt völlig risikolos und einsatzbereit ist. Ohne unsere Business Angels wären wir nicht da, wo wir jetzt sind. Und die Business Angels bieten uns Unterstützung, Zugang zu Netzwerken, Mentoren und natürlich Geldmittel, die es uns ermöglichen, den Punkt zu erreichen, an dem institutionelles Kapital ins Spiel kommt. Und das ist es, was die Business Angels wirklich für uns getan haben. Sie waren die ersten Menschen, die an uns glaubten. Sie sahen, was wir aufbauten, noch bevor wir sahen, was wir aufbauten. Und ich weiß, dass sie von dem, was wir tun, begeistert sind.

Oscar ist ja ein echter Gamechanger für die stationäre Pflege. Was habt ihr mit Bearcover für die Zukunft alles vor?

Der nächste Schritt liegt für uns auf dem Silbertablett. Unser Ziel ist es, unsere bestehenden Kunden mit Pilotverträgen in vollem Umfang zu bedienen. Wir wollen von einem Heim auf mehrere Heime expandieren und von einem Gerät pro Heim auf mehrere Geräte pro Einrichtung skalieren. Unser Streben ist es, buchstäblich alle nächtlichen Ereignisse in Pflegeheimen zu überwachen. Aber unsere Ambitionen gehen weiter. Statt nur auf Probleme zu reagieren, wollen wir die Fähigkeit entwickeln, das Verhalten der Bewohner zu bewerten, zu analysieren und Probleme vorauszusehen, noch bevor sie auftreten.

Und da hören unsere Pläne nicht auf. In den kommenden 5 bis 10 Jahren wollen wir zum neuen Standard in der Pflegeheimbranche avancieren. Genau wie man sagen würde, dass ein Pflegeheim ohne Wi-Fi vielleicht nicht das geeignetste für die eigene Mutter oder Großmutter ist, möchten wir, dass die Menschen erkennen, dass erstklassige Pflegeheime Bearcover nutzen. Warum? Weil es die Qualität der Pflege in diesen Einrichtungen verbessert, die Sturzrate senkt, Unfälle reduziert und die Zeit verkürzt, bis ein Sturz bemerkt wird. Wir sind bestrebt, ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass Bearcover die Pflegeindustrie revolutioniert und zu einem wahren Markenzeichen für herausragende Pflege wird.

Vielen Dank für das erfrischend unterhaltsame, aber auch aufklärende Gespräch. Wir wünschen BearCover und dem sympathischen Gründerteam weiterhin viel Erfolg und zahlreiche Namenseinfälle für ihre Pflege-Roboter.

Text: Kira Münsterberg (BACB)
Bilder: Kira Münsterberg (BACB) & BearCover

Autor: bacb