Während das Sommernetzwerktreffen um uns herum in vollem Gange ist, spricht Eva von Ditfurth-Brandt, COO von FEMNA, darüber, wie sie getreu ihrem Motto „Von Frauen für Frauen“ eine Plattform rund um das Thema Zyklusgesundheit entwickelt haben. Sie teilt auch die Herausforderungen, denen sie aufgrund der sensiblen Thematik begegnet sind, und erläutert, wie FEMNA dazu beiträgt, die „Gender Health Gap“ zu schließen.
Wie würdest du FEMNA in einem Satz beschreiben?
Wir sind die führende Therapie- und Aufklärungsplattform für die Frauengesundheit.
Wie kam damals die Idee für FEMNA zu Stande?
Die Idee zu FEMNA kam von der Gründerin Maxie Matthiessen, die zuvor die Firma „Ruby Cup“ gegründet hatte, eine nachhaltige Menstruationstasse. Bei Ruby Cup verkauften wir Menstruationstassen, doch immer wieder kamen Frauen mit vielen Fragen rund um die Zyklusgesundheit auf uns zu. Maxie erkannte, dass es hier eine enorme Lücke geben muss. Mit dem Wissen, dass Frauen zahlreiche Themen zur Zyklusgesundheit haben und nicht genügend Begleitung und Unterstützung erhalten, entstand die Idee für FEMNA.
Vor welchen Herausforderungen stand FEMNA durch dieses leider noch eher sensible Thema?
Das ist eine gute Frage. Trotz der zunehmenden Offenheit gibt es nach wie vor viele Tabus rund um dieses Thema. Frauen benötigen weiterhin einen geschützten Raum oder eine Anlaufstelle, wo sie wirklich gehört werden – und genau das bietet FEMNA. Wir bieten nicht nur Produkte und Dienstleistungen an, sondern haben auch eine starke Community aufgebaut, in der vielfältige Perspektiven zu unterschiedlichen Themen geteilt werden.
Ihr selbst erwähnt auf eurer Website das Thema “Gender Health Gap”, glaubst du, dass sich seit der Gründung in 2016 schon etwas getan hat?
Ich habe den Eindruck, dass sich bereits einiges verbessert hat und der Begriff „Gender Health Gap“ in den letzten Jahren mehr Aufmerksamkeit erhielt. Anfang des Jahres veröffentlichte McKinsey zum Beispiel eine Studie mit dem Titel „Closing the Women’s Health Gap: A $1 Trillion Opportunity to Improve Lives and Economies“, die zeigt, dass das Thema zunehmend an Bedeutung gewinnt. Es scheint, dass sich langsam etwas bewegt.
Ein weiterer positiver Schritt ist, dass die Uniklinik Tübingen 3,5 Millionen Euro für die Erforschung von Endometriose erhalten hat. Im Rahmen des Projekts ENDO-RELIEF soll in den nächsten drei Jahren die Therapie verbessert und personalisierte Behandlungen entwickelt werden, um tiefer in die Ursachen der Krankheit einzutauchen.
Trotzdem gibt es noch viel zu tun. Wenn wir beispielsweise mit der Charité sprechen, die viel zur Endometriose forscht, hören wir immer wieder, dass sie stark unterfinanziert sind.
Was kann FEMNA Health dazu beitragen?
In der Frauengesundheit wollen wir eine Lotsenfunktion übernehmen, indem wir Frauen, die unter Symptomen leiden, auf ihrem Weg bis zur Diagnose unterstützen. Dies erreichen wir durch umfassende Aufklärung, konkrete Veränderungsangebote und individuelle Beratung. Ich bin überzeugt, dass wir so viel für die Gesundheit von Frauen tun und ihnen zu mehr Wohlbefinden verhelfen können.
Welche Tipps gibst du an junge Gründende, die dazu beitragen wollen, die Gender Health Gap zu schließen
Seit etwa zwei Jahren konzentrieren wir uns verstärkt auf den öffentlichen Gesundheitssektor und arbeiten mit Krankenversicherungen zusammen, um Frauen kostenfreie Leistungen anzubieten. Dieser Bereich ist anfangs ein komplexer Dschungel, den es zu durchdringen gilt. Es lohnt sich, frühzeitig mit vielen Stakeholdern ins Gespräch zu kommen. Durch das Netzwerk des BACB haben wir in dieser Hinsicht wertvolle Unterstützung erhalten. Eine gute Vernetzung ist entscheidend, um Informationen über Versicherungsverträge, benötigte Produkte und Leistungen zu erhalten, die nicht abgedeckt sind. Wichtig ist, sich nicht entmutigen zu lassen und stets am Ball zu bleiben, denn der Weg ist lang.
Bei was hat euch der BACB besonders unterstützt?
Wie bereits erwähnt, war das Netzwerk eine große Hilfe für uns. Neben der Finanzierung und dem gemeinsamen Glauben an die Bedeutung der Frauengesundheit war insbesondere die Unterstützung bei den Gesprächen mit den Versicherungen entscheidend. Diese Unterstützung hat uns erheblich weitergeholfen und wir profitieren sehr davon.
Welche abschließenden Worte möchtest du mitgeben:
Ich hoffe, dass wir das Thema Frauengesundheit noch stärker in den Fokus rücken und auf verschiedenen Ebenen weiter vorantreiben können – sei es im öffentlichen Gesundheitssystem, im privaten Sektor, durch Investierende oder hoffentlich auch in der Politik. Viele Prozesse, wie die Förderung von Forschung oder der Schutz von Frauen mit chronischen Beschwerden am Arbeitsplatz, können nur durch politischen Willen vorangetrieben werden. Wenn wir alle zusammenarbeiten, können wir noch viel mehr erreichen.
Vielen Dank liebe Eva für das spannende Interview. Wir wünschen dem gesamten Team von FEMNA nur das Beste für die Zukunft und ihre Visionen.
Mehr Infos zu FEMNA gibt es hier: https://femna.de.
Fotos: FEMNA Health
Text: Mayline Harnisch (BACB)