Passend vorm Female StartAperitivo Halbfinale in Berlin spricht Hannah Kromminga, Founder und CEO von GIFTD, über Gleichberechtigung in der Gründerszene und die Zusammenarbeit mit dem BACB. Letztes Jahr hat sie selbst mit GIFTD das FSA Halbfinale in Berlin gewonnen, heute sitzt sie in der Jury und schaut jungen Gründerinnen dabei zu, wie sie die ersten Schritte Richtung Investment machen. Außerdem gibt uns Eve Büchner, Business Angel und Vorstand des BACB, spannende Einblicke darüber, wie GIFTD sie überzeugen konnte.
First of all, wie wird GIFTD ausgesprochen?
GIFT-ED. Es ist im Prinzip das Wort mit e, aber das e haben wir weggelassen, damit es ein bisschen wie ein Consumer-Facing Business klingt.
Wie würdest du GIFTD in einem Satz beschreiben?
GIFTD ist eine neue Marketing Plattform, auf der Konsumgüter, die sich nicht mehr verkaufen lassen in ein exklusives Giveaway umgewandelt werden .
Wie seid ihr auf die Idee gekommen?
Das war ein längerer Prozess. Die Idee für das, was wir jetzt wirklich als Geschäftsmodell umsetzen, ist noch total neu. Sie entstand erst im Januar diesen Jahres, und das eigentliche Geschäftsmodell haben wir erst in den letzten sechs Wochen begonnen zu konzipieren und umzusetzen.
Alles begann mit einem Kickstarter-Projekt in 2019 im nachhaltigen Fashion-Bereich bei dem ich festgestellt habe, dass es noch viele wertvolle Kleidungsstücke gibt, die nicht weiterverkauft werden. Dadurch wurde mir erstmals das Problem bewusst, dass es viele wertvolle Konsumgüter gibt, die nur herumliegen oder im schlimmsten Fall weggeworfen werden.
Dann begann ich mich damit zu beschäftigen, wie man ein funktionierendes Geschäftsmodell aufbauen kann, um diese ungenutzten Ressourcen wieder in den Umlauf zu bringen. Weltweit betrachtet werden bis zu 50 % der Konsumgüter, je nach Kategorie, niemals verkauft oder genutzt. Um das zu verdeutlichen: Von allen hergestellten T-Shirts wird eines genutzt und eines verschwendet. Das ist gesellschaftlich ein unfassbarer Missstand. Da braucht man eigentlich nicht mehr darüber nachzudenken, ob man jetzt einen Plastikbecher mehr oder weniger nutzt, wir müssen bei den unverkauften Waren ansetzen.
Die Idee war, weil Schenken die einfachste Transaktion der Welt ist, die Güter dadurch wieder in den Umlauf zu bringen. Mit den neuen EU-Regelungen, die die Zerstörung ungenutzter Waren verbieten, entsteht jetzt politischer Druck für neue Modelle. Genau da setzen wir an.
Wir wollen nicht nur ein Nachhaltigkeits-Startup sein, sondern ein Konzept für exklusive Give-Aways entwickeln und damit eine neue Form des Relationship-Marketings schaffen. Über GIFTD bieten wir exklusiven Zugang zu Give-Aways, bei denen man Samples oder Restwaren ergattern kann, wenn man einen Zugangscode hat oder jemanden kennt, der einen eingeladen hat. Die Brand entwickelt dadurch eine Beziehung zum Kunden, wodurch eine höhere Bereitschaft entsteht, Kunde zu werden oder zu bleiben.
Wie funktioniert das?
Langfristig soll GIFTD zu eine soziale Marketing Plattform werden, auf dem Brands exklusive Give-Aways anbieten können. Endnutzer können aber auch eigene Communities auf der Plattform aufbauen.
Das Prinzip ist einfach: Du machst ein Foto von dem, was du verschenken möchtest, stellst ein, wer es sehen kann, und entscheidest, ob dir wichtiger ist, wer es bekommt, oder ob es einfach schnell weggehen soll.
Bei deinem Pitch wirkst du sehr entspannt und selbstbewusst. Welche Tipps hast du an junge Gründer*innen, damit ein guter Pitch gelingt?
Übung macht den Meister. Man muss über seinen Schatten springen und sich trauen. Je öfter man es macht, um so mehr ist man daran gewöhnt und desto besser wird’s.
Der Anteil an weiblichen Gründerinnen liegt in Deutschland beilediglich 20 %. Der BACB will das ändern, indem wir unter anderem bei Wettkämpfen wie dem FSA mitmachen. Wie hast du das Thema Gleichberechtigung beim BACB empfunden
In der Gründerszene gibt es durch den großen Gender Gap einen Missstand. Manchmal habe ich den Eindruck, dass die Branche sehr langsam aufholt. Das sind aber, glaube ich, strukturelle Probleme. Den BACB habe ich jedoch als sehr offen und „female supporting“ empfunden.
Was glaubst du, kannst du dazu beitragen, mehr Frauen zum Gründen zu bringen?
Ich sehe es als meine Mission Vorreiterin zu sein. Wenn ich Momente habe, wo ich denke, das ist schwer oder ungerecht, dann denke ich daran, dass ich gerade den Weg für diejenigen ebene, die nach mir kommen. Und das ist eine ehrenvolle Aufgabe.
Letztes Jahr hast du selbst gepitched, heute sitzt du in der Jury und schaust jungen Gründerinnen bei ihrem Pitch zu. Wie fühlt sich das an?
Ich freue mich sehr auf die Kandidatinnen und fühle mich geehrt, eingeladen worden zu sein. Ich bin stolz, dass es mit GIFTD und dem BACB Schritt für Schritt weitergeht, und bin gespannt auf die Themen, die wir heute hören werden.
Letztlich konntest du dich beim FSA 2023 durchsetzen und unsere Business Angels und Gäste von dir überzeugen. Wie war bei dir bisher die Zusammenarbeit mit dem BACB? Was wünscht du dir für die Zukunft?
Ich finde das Team vom BACB total super. Es gibt immer ein offenes Ohr oder einen Ansprechpartner. Wir haben auch ein Investment von Eve Büchner, einer der Business Angels und Vorstandsmitglied des BACB, erhalten und fühlen uns sehr gut unterstützt. Ich hoffe auf eine gute langfristige Zusammenarbeit.
Was ist denn deine Vision für die Zukunft?
Meine Ambition ist es, GIFTD als globale Plattform aufzubauen. Dafür gebe ich jetzt alles, damit wir das erreichen.
Wie konnte das Startup einen Business Angel von sich überzeugen? Eve Büchner schildert ihre Sicht:
Warum hast du dich damals entschieden in GIFTD zu investieren? Was hat dich überzeugt?
In erster Linie hat mich Hannah überzeugt. Sie war unglaublich systematisch und, man könnte fast sagen, stur. Trotzdem haben wir ihre ursprüngliche Idee weiterentwickelt und die „Revolution of Gifting“ gestartet. Da war sie voll dabei, und das hat mir sehr gefallen.
Ich habe also geschaut, wie Hannah als Gründerin funktioniert. Außerdem engagiere ich mich nur in Fälle mit einem geplanten Exit, daher war klar, dass sie irgendwann einen Exit machen muss. Die Mischung aus etwas wirklich Ungewöhnliches zu machen, einer großartigen Gründerin und einem tollen Team sowie der Exit-Strategie haben mich letztendlich von GIFTD überzeugt.
Legst du besonderen Wert darauf in weibliche Gründerinnen zu investieren, um mehr Gleichberechtigung in der Gründerszene zu schaffen?
Ja und nein. Ich schaue zuerst auf die Idee, dann auf das Team und als Drittes auf den Exit. Wenn die Gründenden dann noch hervorragend organisierte weibliche Gründerinnen sind, bin ich doppelt glücklich.
Was glaubst du, wie es zukünftig für GIFTD weitergeht?
Ich glaube, mit Hannahs Hingabe wird das etwas werden. Der Aufbau der Communities wird ein langer und mühsamer Weg sein, aber ich bin zuversichtlich, dass wir erfolgreich sein werden. Es wird auf jeden Fall ein sehr spannender Prozess, und ich stelle mich auf 5 bis 8 Jahre ein.
Vielen Dank an Eve für diese Einblicke! Warum sie ein Mitglied beim BACB ist, erfahrt ihr hier. Abschließend gibt Hannah noch eine wichtige Message mit auf den Weg:
Ich habe für mich irgendwann entschieden, das zu tun, was ich für richtig halte und was mich begeistert. Wenn man dem folgt, kann man wirkliche Innovation und spannende Dinge finden. Mein Lebensmotto ist, das zu tun, was einen begeistert und neugierig macht, und darauf zu vertrauen, dass es das Richtige ist. Und dann ziehe ich das auch durch. Ich glaube, authentisch zu leben ist das Erfüllendste, was man tun kann.
Vielen Dank liebe Hannah für das spannende Interview. Wir wünschen dem gesamten Team von GIFTD nur das Beste für die Zukunft und ihre Visionen.
Mehr Infos zu GIFTD gibt es hier: https://www.giftd.app
Fotos: GIFTD, BACB
Text: Mayline Harnisch (BACB)